15.05.2025

Was wir von Margot Friedländer für eine menschliche und wertebasierte Führung lernen können

„Versucht, ein Mensch zu sein.“ – Diese wenigen, klaren Worte von Margot Friedländer sind mehr als eine Lebensmaxime. Sie sind ein Vermächtnis – und eine Einladung an uns alle. Vor allem aber auch an Führungskräfte.

Margot Friedländer, Überlebende des Holocaust, Zeitzeugin, Mahnerin und Hoffnungsträgerin, ist im Alter von 103 Jahren verstorben. Ihr Leben – geprägt von Verlust, Unmenschlichkeit und Trauma – war zugleich ein leuchtendes Beispiel für Würde, Menschlichkeit und unermüdliches Engagement. Ihre Geschichte berührt. Und sie verpflichtet.

In einer Zeit, in der Führung oft unter Druck steht, zwischen Performancekennzahlen, Veränderung und Digitalisierung, brauchen wir mehr denn je Menschen, die führen, weil sie Menschen sehen – und nicht nur Rollen, Ressourcen oder Ergebnisse.

Was bedeutet es also, ein Mensch zu sein – in der Rolle als Führungskraft?
Margot Friedländers Leben gibt uns darauf erstaunlich klare Antworten. Sie hat nicht mit dem Finger auf andere gezeigt – sie hat Fragen gestellt, Anteil genommen, zugehört, erzählt. Und immer wieder gewarnt, wie schnell das Grauen beginnt – nicht mit Explosionen, sondern mit kleinen Ungerechtigkeiten, mit Ausgrenzung, mit Wegschauen.

Das ist vielleicht die wichtigste Lektion für Führungskräfte: Die großen Versäumnisse beginnen oft im Kleinen. Und sie lassen sich nur durch Haltung, Mut und Empathie verhindern.

Zehn Prinzipien einer wertebasierten Führung – inspiriert von Margot Friedländer

Menschlichkeit vor Macht
Wer Menschen führt, muss Menschen sehen. Nicht Funktionen.

Verantwortung statt Verdrängung
Verantwortung endet nicht an der Bürotür. Sie beginnt dort – für das Klima im Team, für die Wirkung nach außen.

Erinnerung schafft Haltung
Wer aus Geschichte lernt, führt mit Bewusstsein – für Gerechtigkeit, Teilhabe und Demokratie.

Toleranz ist Führungsaufgabe
Vielfalt ist kein Modethema. Sie ist ein Prüfstein echter Integrität.

Demokratischer Geist im Alltag
Beteiligung, Transparenz, Fairness – das sind keine politischen Begriffe, sondern Führungskompetenzen.

Klarheit und Mut zur Wahrheit
Wer Missstände erkennt, darf nicht schweigen. Klare Worte sind Führungsstärke.

Empathie als Führungsstil
Wer zuhört, versteht. Wer versteht, führt besser.

Hoffnung stiften
Gerade in schwierigen Zeiten brauchen Menschen einen Kompass. Führung gibt Richtung – oder lässt Menschen im Nebel stehen.

Bescheidenheit statt Selbstinszenierung
Große Wirkung braucht nicht immer große Worte. Oft reicht ein echter Blickkontakt.

Würde in jedem Moment
Wer andere mit Würde behandelt, führt mit Anstand – auch wenn es niemand beobachtet.

Margot Friedländer war keine Führungskraft im klassischen Sinne. Doch sie war ein Vorbild.
Ihr Leben erinnert uns daran, dass Führung in erster Linie Verantwortung für Menschen ist – nicht für Zahlen. Dass menschliche Größe oft leise wirkt. Und dass die demokratische Kultur in Unternehmen mit jedem Gespräch beginnt.

In einer Welt, die sich ständig verändert, bleibt dieser Grundsatz bestehen:
Gute Führung beginnt mit dem Entschluss, Mensch zu bleiben.